Das Theater am Börseplatz
Die Bühne des Theaters am Börseplatz
Die Bühne des Theaters am Börseplatz hatte eine Spielfläche von 6 x 6 Metern, die für jede Produktion neu gestaltet wurde. Trotz der höchst einfachen räumlichen Vorgaben und der geringen finanziellen Mittel war es vor allem das Verdienst des Bühnenbildners Gerhard Jax, für viele der Inszenierungen interessante, Aufsehen erregende Lösungen zu finden.
Häufig wurden gebrauchte Materialen eingesetzt, die bei Entrümpelungen oder bei Altwarenhändlern aufgelesen wurden, wie beispielsweise in der Inszenierung Der 24. Februar von Zacharias Werner (Regie: Conny Hannes Meyer, Bühenbild: Gerhard Jax, Premiere: 16.05.1972).
Auch subtile Spielgerüste wie die Holzrahmenkonstruktion zu Philoktet von Heiner Müller (Regie: Walter Pfaff, Bühnenbild: Gerhard Jax, Premiere: 21.11.1973) zeigen die „große Bandbreite der bühnenbildnerischen Möglichkeiten“ 1, die Gerhard Jax bereits in dieser frühen Periode seines Schaffens auszeichnete und der Ausstattung des Theaters eine unverwechselbare Handschrift verlieh.
Conny Hannes Meyer schreibt in der theatereigenen Broschüre Die Komödianten am Börseplatz und im Künstlerhaus, Wien 1974, über die Zeit der Komödianten im Theater am Börseplatz
Unterwegs durch die Jahre des Hungers, ohne Spielmöglichkeit, ohne jegliche Unterstützung von irgendeiner Seite, theoretische und praktische Theaterarbeit leistend, aber in Kellern, Malerateliers, Clubräumen, Werkstätten, Wohnungen, Wäldern, selten auf Bühnen spielend für ein sehr gemischtes Publikum von Ziegelarbeitern, Ölarbeitern, Druckereiarbeitern, vor Lehrlingen verschiedenster Berufe, Studenten, Theaterwissenschaftlern, Snobs, Jugendlichen verschiedenster Organisationen, Intellektuellen, Lehrern, Schülern, den Argwohn verschiedenster Kritiker erweckend und diffamiert als Salonkommunisten, Sektierer, hoffnungslose Idealisten, verhetzte Intellektuelle, weil immer engagiert für die Sache der Entrechteten, Ausgebeuteten, Verfolgten, Unterdrückten aller Länder, aber nach und nach akzeptiert als das konsequenteste Experimentalensemble dieses Landes, eingeladen und anerkannt von vielen Bühnen des Auslandes, gastierend in Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Jugoslawien, Holland, der Schweiz, mehrfach ausgezeichnet schließlich mit namhaften Preisen, überleben wir so 22 Klein- und Kellertheater in Wien, endlich in einer ehemaligen Galerie am Börseplatz Fuß fassend und ein Theater für 49 Zuschauer errichtend, mit eigenen Händen ohne jegliche öffentliche Hilfe, das nötige Material dazu zusammenbettelnd und dadurch verschuldet auch Jahre nachher, doch bald vergrößernd den zu eng gewordenen Keller auf ein Theater der 100, doch schließlich ebenfalls als nicht ausreichend erkennend, noch einen Ausbruchversuch unternehmend ins scheinbar Unmögliche: ein wirklich brauchbares Instrument zu schaffen für theatralische Versuche aus öffentlichen Mitteln, weil eine öffentliche Sache vertretend im Sinne der Öffentlichkeit, und jetzt angekommen am Beginn eines neuen Anfangs: dem Theater der Komödianten im Künstlerhaus.
Quellenverzeichnis:
- Wolfgang Stögmann: Raum als Bühne. Ausgewählte Arbeiten des Bühnenbildners Gerhard Jax, Diplomarbeit an der Grund- und Integrativwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, 1997, S 35ff ↩